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Wenn das Sprechen „klemmt“

Wenn das Sprechen „klemmt“

Eine Wohlfühlatmosphäre stärkt die Sprech- und Erzählfreude Ihres Kindes

Der Welttag des Stotterns stellt am 22. Oktober eine der bekanntesten Sprechstörungen in den Vordergrund und baut damit Tabus ab. Im Rahmen einer ganzheitlichen Betreuung bieten die Kinderdienste der aks gesundheit wertvolle Hilfestellungen für Betroffene.

 

Haben Sie gewusst, dass Bruce Willis oder Rowan Atkinson alias Mr. Bean stottern? Diese Sprechstörung ist nach wie vor ein Tabuthema. Das Sprechen erfordert ein abgestimmtes Zusammenspiel von Atmung, Stimme und Sprechbewegungen. Beim Stottern wird der Redefluss unterbrochen, Kinder wie Erwachsene verlieren die Kontrolle über das Sprechen. Zur Therapie dieser Beeinträchtigung sind das ganzheitliche Betreuen und die Zusammenarbeit verschiedenster Fachpersonen sehr wichtig. Die Kinderdienste der aks gesundheit arbeiten eng im interdisziplinären Team aus Logopädinnen und Logopäden, Psychologinnen und Psychologen zusammen. „Bei der logopädischen Untersuchung des Kindes beziehen wir die Eltern mit ein. Gegebenenfalls erstellen wir dann einen Behandlungsplan. Je nach Bedarf fließen logopädische und auch psychologische Therapiebausteine in die Behandlung ein“, erklärt aks Psychologin Ulrike Gsteu-Mäser.

 

Stottern ist kein Erziehungsfehler

Die Fähigkeit zu sprechen entwickeln Kinder in den ersten Lebensjahren. Sie lernen neue Laute und grammatikalische Regeln. „Es ist ganz normal, dass es zu sogenannten „Unflüssigkeiten“ des Sprechens kommt. Oft werden Laute, Wörter und Satzteile wiederholt. In der Regel verschwindet das von selbst wieder“, informiert Karoline Fritz, Logopädin der aks Kinderdienste. Fünf Prozent aller Kinder entwickeln chronische Stottersymptome. Begleitend dazu kann es zum Mitbewegen von Körperteilen oder dem Vermeiden des Blickkontaktes kommen. Im Erwachsenenalter betrifft chronisches Stottern rund ein Prozent der Bevölkerung. Die Ursachen für diese Sprechstörung sind bis heute nicht eindeutig ergründet. Forscher sind sich jedoch einig, dass mehrere Faktoren zusammenkommen. Sie gehen davon aus, dass es sich um eine organische, neuronale Störung handelt. Das Steuern des Sprechablaufes im Gehirn funktioniert nicht optimal. Stottern kann familiär gehäuft auftreten. Es wird nicht genetisch vererbt, aber die Veranlagung einer Sprachschwäche kann weitergegeben werden. Sprechstörungen sind nicht auf Erziehungsfehler zurückzuführen. Dennoch fördern Stress, Ängste oder Druck eine erhöhte Anspannung und begünstigen oder verstärken das Stottern.

 

Verschiedenste Therapieformen

In der Stottertherapie gibt es eine direkte und indirekte Herangehensweise. Logopädinnen oder Logopäden setzen bei der indirekten Therapie nicht an den Sprechmustern, sondern den beeinflussenden Faktoren (z. B.: Verbesserung der Mundmotorik oder Elternarbeit) an. Die direkte Therapie arbeitet hingegen am Redefluss oder den Symptomen. Die Modifikationstherapie wendet Sprechtechniken während der Stottersituation an. Das „Fluency shaping“ verbessert den Redefluss durch dauerhaft angewendete Sprechtechniken. Frühe Hilfestellungen verbessern die Chancen einer Rückbildung. Je kürzer das Stottern besteht, umso weniger stark verfestigen sich Leidensdruck und negative Erfahrungen. Psychische Faktoren haben einen großen Einfluss bei der Entwicklung und Aufrechterhaltung des Stotterns. Daher spielt dieser Bereich bei der Behandlung ebenfalls eine bedeutende Rolle. „Es ist wichtig, das Kind in seinem Kommunikationsverhalten und Selbstvertrauen zu stärken. Beispielsweise kann das Erlernen einer Entspannungsmethode helfen, Ängste und Spannungen zu lösen“, betont Psychologin Ulrike Gsteu-Mäser. Spieltherapeutische Methoden bearbeiten Gefühle von Hilflosigkeit, Scham und Wut. Zum Beispiel im Rollenspiel lernt das Kind, negativen Reaktionen aus dem sozialen Umfeld selbstsicherer zu begegnen.

 

Offenheit und Zuhören

Eltern sind häufig sehr unsicher, wenn ihr Kind nicht flüssig spricht. Sie wissen nicht, wie sie darauf reagieren sollen. Es ist wichtig, mit dem Kind zu reden. So wirkt man dem Eindruck – Stottern sei etwas Schlimmes – entgegen. Bei einem gestotterten Wort könnte man sagen: „Das war aber ein schwieriges Wort“, oder „Dieses Wort ist einfach hängen geblieben.“ Teilen Sie als Eltern ihre eigenen Verunsicherungen und Gefühle mit. Diese Offenheit ermutigt ihr Kind, auch seine Empfindungen und Belastungen auszudrücken. In einer Wohlfühlatmosphäre erzählen Kinder gerne und ungestört. Dies stärkt ihre Sprech- und Erzählfreude. „Unterbrechen Sie das Kind beim Sprechen nicht, lassen sie es ausreden und halten sie dabei den Blickkontakt. Vielen Eltern fällt es schwer, ihrem stotternden Kind ruhig und gelassen zuzuhören. Am besten konzentriert man sich auf den Inhalt, darauf was das Kind sagen möchte und nicht, wie es das macht“, ermuntert Logopädin Karoline Fritz. Weiters regt sie an: „Beobachten Sie ihr eigenes Sprechverhalten. Sie sind als Eltern die wichtigsten Vorbilder für ihre Kinder und haben großen Einfluss auf deren Sprechverhalten.“

Veröffentlicht am:
03. Jan. 2014
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Lebensphasen:
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